Weihnachts-Gedichte

Bitte eines oder zwei der Gedichte aussuchen und in die eigene Weihnachtsfeier einbauen.

(1) Advents-Stolpern

In Geschäften dudeln Lieder,
doch im Herzen klingt Advent.
In Geschäften liegen Waren,
doch im Herzen das Geschenk.
Auf den Straßen herrscht die Hetze,
doch im Herzen warme Ruh.
Der Mensch, ich Mensch in wirrer Eile,
doch im Herzen herrschst, Gott, DU.

(2) Mitten beim Einkauf: Advent.

Mitten beim Einkauf: Advent.
Mitten beim Staubsaugen: Advent,
beim Fahren: Advent,
am Schreibtisch: Advent.
Advent im Sommer, Advent im Nebel.
Unverhofft. ER kommt,
ist nah, ist da.

(3) Licht

Wir zünden ein kleines Licht an –
aus Sehnsucht nach dem großen Licht,
das unsere Nacht erhellt.
Wir knipsen viele elektrische Lichter an –
aus Sehnsucht nach dem großen Licht,
das die Nacht der Welt erhellt.

Keine leere Sehnsucht bestimmt uns.
Das Licht war schon da,
es ist da mit seinen Strahlen in Herz, Seele, Verstand.
Es wird wieder kommen,
das wurde versprochen.

(4) Gottes Schätze

Die Hirten hatten leere Hände.
Die Weisen hatten Schätze.
Schätze Gottes sind die drei.
Drei?
Tiere sind in Ochs und Esel auch dabei.

(5) Gottes Liebe ahnen wir,

Gottes Liebe ahnen wir,
sie lässt uns nicht im Stich.
Sie steht nicht nur auf dem Papier,
in Jesus Christus sucht sie dich.

(6) Christ-Fest

Christ-Fest feiern wir,
wenn Einsame Gemeinschaft erfahren,
wenn Kranken Hoffnung wird,
wenn Ausgestoßenen die Hand gereicht wird,
wenn Ängstliche mutig werden,
wenn Besitzende teilen,
wenn Gewalttätige sich schenken,
wenn Wortgewaltige schweigen,
wenn No-names stolz ihren Namen aussprechen,
wenn Lügende sich zu schade werden, weiterhin zu lügen,
wenn Selbstzerstörung in Selbstannahme mündet,
wenn Weltzerstörung zur -bewahrung führt,
wenn Menschen sich nicht mit der Welt zufrieden geben
– sondern Gottes Licht und Wärme spüren.
Das wird ein Fest!
Christ-Fest.

(7) Wir warten dein, oh Jesus Christ,

Wir warten dein, oh Jesus Christ,
weil du noch nicht gekommen bist.
Doch wenn du kommst – dann laufen wir,
wir wollen dich nicht haben hier.
Bleib du nur Kind von dazumal
dann rufen wir dich Jahr um Jahr.

(8) Wer das Licht bekämpft,

Wer das Licht bekämpf,
liebt die Dunkelheit, das Licht
jedoch bleibt bereit.

(9) Es gibt keinen Weihnachtsmann

Es gibt keinen Weihnachtsmann
– mach mich nicht an!
Es gibt kein süßes Christkind
– all das ist ohne Sinn.
Es gibt keinen Nikolaus
– lockt nicht mal mehr ne Maus.
Bloß keinen Kinderglauben mehr
– der Jugendatheismus muss schnell her:
Wer heute noch an Jesus glaubt,
hat seine Kindheit nicht verdaut.
Da kommt das Himmelslicht
– und erleuchtet mich.

(10) Wir haben elektrisches Licht

Wir haben elektrisches Licht
und sehen doch nicht.
Wir kommen schnell fort,
bleiben jedoch am selben Ort.
Wir haben ein Haus,
fühlen uns einsam, unbehaust.
Wir hören Infos von überall her,
doch verstehen wir gar nichts mehr.
Wir essen uns satt
und fühlen uns matt.
Wir lieben uns selbst sehr,
doch den Großen Liebenden finden wir nicht mehr.

(11) Wir stehen da mit leeren Händen, nackt und bloß,

Wir stehen da mit leeren Händen, nackt und bloß,
ausgeliefert jedem Windhauch, jeder Welle, jedem Gedanken, jeder Leere.
Wer in seinem Lebensboot so steht oder kauert – mit Nichts in Händen –
kann sich hinein gleiten lassen in die Hände Gottes, des allmächtigen Vaters,
sie sind der Hafen der Ruhe, der Hafen warmen Lebens, sie allein – in Ewigkeit.

(12) Die Hoffnung

Die Hoffnung –
ein Wunder.
Das zarte Pflänzchen keimt,
wird groß und blüht,
auch ohne Nahrung,
trotz Rückschläge.
Gott vertrauen zu können –
ein Wunder Gottes.
Das zarte Pflänzchen keimt,
wird groß und blüht,
genährt von Gott –
in Rückschlägen Geborgenheit.

(13) Entfernt wurde der Weihnachtsbaum

Entfernt wurde der Weihnachtsbaum,
ein leichter Duft steht noch im Raum.
Das mit dem Christkind war schon lange her.
An dieses Kind denkt keiner mehr.
Ein leichter Duft durchzieht uns auch im neuen Jahr,
weil Christ noch ist – nicht einmal war.

(14) Gott bahnt sich zu uns seinen Weg

Gott bahnt sich zu uns seinen Weg.
Mit jedem Wort, das er zu uns spricht,
bahnt er in uns ein Weg in Licht.
Es ist unscheinbar und ganz klein –
im Leiden wird es wie verschwunden sein.
Gott bahnt sich zu uns mühsam seinen Weg.

(15) Klagepsalm der Gegenwart

Die Aggressoren erlauben sich alles –
die Verteidiger dürfen nur brave Leutchen sein.
Wenn die Verteidiger mit ihren Worten oder Taten schärfer werden,
fallen die Aggressoren über sie her:
Ihr seid böse geworden,
ihr habt uns gekränkt,
ihr habt die falschen Verteidigungsmittel verwendet!
Das dürft ihr nicht!
Und der lauthalse Teil der Bevölkerung stimmt ein in die Klage der Aggressoren:
Eure Mittel waren unverhältnismäßig!
Eure Worte waren sarkastisch, abwertend!
Das muss man unterbinden!
Und die Mittel werden eingeschränkt und die Worte werden geahndet.
Die Angegriffenen werden den Aggressoren zum Fraß vorgeworfen.
Gott, wo bleibst du?
Unter den Stiefeln, Steinen und Stangen der Aggressoren,
unter den Worthülsen der Schreihälse.
Ein Dorn, der sich erhebt und zum blühenden Dornstrauch wird.

(16) Lichter in der Geschichte

In der Geschichte gibt es unzählige viele Lichter der Menschlichkeit:
ganz kleine, größere, große.
Es ist schön, dass es diese vielen Lichter gibt:
Eine unterbrochene Lichterkette in der Finsternis.
Sie sind leicht zu übersehen,
die Finsternis übermannt so manches Auge.
Es kann die Lichter nicht mehr wahrnehmen.
Sie zu sehen und sich einzureihen –
das ist ein großes Lebensziel.
Gott gebe es, dass es gelingt.

(17) Gott braucht dich

Wenn einer sagt: Ich brauch Gott nicht,
heißt das noch lange nicht:
Gott gibt es nicht.
Weil es Gott gibt,
sagt Gott: Ich brauche Dich,
die Welt zum Guten zu verändern.

(18) Freude um Freude

„Von seiner göttlichen Fülle haben wir alle genommen Freude um Freude.“ („Charis“ heißt nicht nur Freude, sondern auch Gnade; Johannesevangelium 1,16)

Im Zweifel ist er Hoffnung,
in Traurigkeit ist er Dank,
im Irrtum ist er Wegweiser,
in Einsamkeit bietet er Gemeinschaft.
In die Stille hinein spricht sein Wort,
in seinem Wort spricht umfangende Liebe.
Er ist der, der ich bin Licht, Leben, Brot, Weg, Wahrheit.
Der „ich bin da“
ist Mensch geworden, in seinem Geist mir nah.

(19) Freude

Das Leben bietet viele Freuden.
Kleine Freuden, die den Alltag immer wieder beschwingen,
große Freuden, auf die man hinleben kann,
Freuden, die andere mir überraschend bereiten,
Freuden, die ich anderen bereite.
Freuden muss man sehen können.
Freuden muss man in sein Herz hineinlassen.
Wir können uns Freuden verschließen.
Wir können uns den Freuden, die heute auf uns zukommen, öffnen-
mit einem stillen, mit einem fröhlichen, mit lautem Dank.

(20) Freude

Die Freude an Gott ist unsre Stärke.
Die Freude an Christus ist unser Licht.
Die Freude am Geist ist Heiligkeit.
Ohne die Drei-in-eins geht es nicht.

(21) Gottes Herrlichkeit

Wenn schon Schönheit sprachlos macht
und Ergriffenheit den Atem stockt,
wie viel mehr die Herrlichkeit
Tränen in die Augen treibt
und in unzähligem Glitzern die Seele wachsen lässt.

(22) Im Zweifel Hoffnung

Im Zweifel ist er Hoffnung,
in Traurigkeit ist er Dank,
im Irrtum ist er Wegweiser,
in Einsamkeit bietet er Gemeinschaft.
In die Stille hinein spricht sein Wort,
in seinem Wort spricht umfangende Liebe.
Er ist der, der ich bin Licht, Leben, Brot, Weg, Wahrheit.
Der „ich bin da“
ist Mensch geworden, in seinem Geist mir nah.

(23) Schrei

Alle Wesen in der Nahrungskette des Verderbens
schreien nach Erlösung, nach Befreiung,
verfolgt, bedroht, verängstigt, überwältigt.

Alle Wesen am Ende der Nahrungskette,
schreien nach Erlösung, nach Befreiung,
von Fesseln der Schuld, voller Mitleid und selbst im Leid.

Dann sehen sie Gott-Baby liegen,
abhängig, bedroht, verfolgt, ganz unten.
Sein Lächeln verheißt ersehnte Erlösung.

O Gott! Wir sehen, wir warten, wir hoffen,
trunken von Deinem Liebes-Blick jubeln wir auf,
geborgen in deiner Liebes-Hand – Erzittern in Freude.

(24) Lächeln Gottes

Auf den Schwingen des Glaubens,
mit Hirten und Weisen zur Krippe gehn
und tief im Gottes-Baby-Blick
das zusagende Lächeln Gottes sehen.

(25) Zu uns

Weihnachten
Gott überrascht alle an Weihnachten.
Maria und Josef, die Hirten und Könige – und uns.
Sie wurden still, sie sangen, sie rannten und suchten – sie fanden – und wir?
Gott überrascht uns alle an Weihnachten.
Als Säugling kam er in die Welt,
nicht wie erwartet, als mächtiger Herrscher.
Verletzlich, angewiesen auf rücksichtsvolle Menschen kam er auf die Welt,
nicht wie erwartet, nein, nicht wie erwartet.
Auch zu uns?
Auch zu uns!